Ramin Ghalibaf

 

Die Werte des Mittelstandes sind universell

 

Frage: Herr Ghalibaf, Warum sind mittelständische Werte für Elbe Partners so wichtig?

Ramin Ghalibaf: Nachhaltige Strukturen, Verlässlichkeit, Langfristiges Denken, Vertrauen – das sind Werte, die in unserem Geschäft elementar sind. Sie bilden die Basis für die Innovationskraft unserer Firmen und deren Anpassungsfähigkeit an den Markt. Ich sehe mich als einen typischen Mittelständler, führe mit Leidenschaft und übernehme ganzheitliche Verantwortung. Als Mittelständler möchte ich das Geschäft tief durchdringen. Es reicht mir nicht, Dinge auf dem Papier zu betrachten. Ich will Produkte oder Dienstleistungen bis ins Detail verstehen und gestalten.

Frage: Haben die Führungskräfte in Ihren Beteiligungsfirmen ähnliche Freiheiten?

Ramin Ghalibaf: Unbedingt. Die Manager können wie selbständige Unternehmer agieren und ihre Firmen führen. Wir Partner in der Holding verstehen uns als Coach und kommunizieren sehr eng mit den Geschäftsführern. Wenn wir helfen und unterstützen können, sind wir sofort da. Diese Hilfe, also in einer familiären Atmosphäre sich gegenseitig unterstützen und die Sache voranbringen, ist ebenso ein Wert des Mittelstandes. 

Frage: Sie sind in Teheran geboren und damit nicht der typische deutsche Mittelständler. Sind mittelständische Werte universell?

Ramin Ghalibaf: Ich bin Deutsch-Iraner und habe Teheran mit vier Jahren verlassen. Ich bin in einer iranischen Kaufmannsfamilie aufgewachsen und durfte von meinem Vater unternehmerische Werte lernen, die auch den deutschen Mittelstand prägen: Zuverlässigkeit, Leistungsbereitschaft, Fairness, Weitsicht und Kompetenz. Später arbeitete ich in den USA und England, ebenso in mittelständischen Strukturen. Es ist tatsächlich so, die Werte des Mittelstandes sind universell.

Frage: Was verbindet die Kulturen?

Ramin Ghalibaf:  Es sind die Leidenschaft für das Unternehmen und die Liebe zum Produkt oder der Dienstleistung, die in den Kulturen ähnlich sind. Während meiner beruflichen Stationen im Ausland bemerkte ich, dass diese unternehmerischen Eigenschaften kulturübergreifend gelten.  Sie grenzen sich von den Prioritäten der Großkonzerne wie Shareholder Value und Quartalsdenken ab.

Frage: Welche Stärken bringen Sie bei Elbe Partners ein?

Ramin Ghalibaf: Da ist sicherlich meine internationale Erfahrung als Unternehmer. Mein erstes Unternehmen habe ich im Alter von 27 Jahren gegründet, ein mittelständisches Finanzinstitut mit 50 Mitarbeitern in London. Mein Verständnis für Zahlen ist daher sehr ausgeprägt. Das hilft bei der Betreuung unserer Portfolio-Firmen. Zudem habe ich ein sensibles Gefühl für Chancen und Risiken und bringe globales Denken ein.

Frage: Drängen immer mehr Mittelständler in das Elbe-Netzwerk?

Ramin Ghalibaf: Uns werden in der Tat viele interessante Firmen angetragen. Der Dealflow steigt deutlich. Zudem beobachten wir, dass sich Banken dem Mittelstand zunehmend widmen und sich in diesem Segment ausweiten wollen. Banker suchen nach neuen Geschäftsfeldern, kommen auf uns zu und möchten uns bei Deals unterstützen. Wir trauen uns zu, in diesem Jahr noch die ein - oder andere Akquisition zu tätigen, wenn wir das passende Unternehmen finden.

Frage: Nicht jede Übernahme klappt. Von der Otto-Gruppe haben Sie die Servicefirma TS 24 übernommen, deren Insolvenz kritisch von der Presse kommentiert wurde. Wie gehen Sie mit der Kritik um?

Ramin Ghalibaf: Es stimmt, nicht jedes akquirierte Unternehmen entwickelt sich erfolgreich nach Plan. Die TS 24 war eine Ausnahme unserer Akquisitions-Regeln, denn das Unternehmen schrieb rote Zahlen. Wir wurden damals als Restrukturierungs-Experten angesprochen, weil man uns eine Sanierung zutraute. Auch wir haben uns die Aufgabe zugetraut, doch der Plan ging nicht auf. Als wir TS 24 kauften betrug das Ergebnis minus 25 Prozent. Wir haben das auf minus 5 Prozent verbessert, doch das von uns angenommene Wachstum kam nicht. Und nur auf der Kostenseite war eine Sanierung nicht möglich. 

Frage: Ein Journalist schrieb hämisch, dass ihr Partner Ulrich Wlecke und Sie sich dennoch hohe Gehälter bei TS 24 genehmigt hätten.

Ramin Ghalibaf: Ich denke, ein Geschäftsführer-Gehalt von 150.000 bis 200.000 Euro bei einem mittelständischen Unternehmen mit rund 400 Mitarbeitern ist nicht überhöht. Der Vorwurf des Journalisten ist ungerechtfertigt. Die Aussage passte eben gut in seine Geschichte vom angeblich bösen Investor. 

Frage: Nach der Insolvenz der TS 24 ist nun eine erfolgreiche Nachfolge-Gesellschaft entstanden?

Ramin Ghalibaf: TS 24 war in der alten Struktur nicht überlebensfähig. Teile des Unternehmens wurden von einem Wettbewerber übernommen. Auch Elbe Partners hat Assets und Personal der TS 24 erworben und daraus die heutige RLS Repair Logistic Solutions entwickelt, ein Dienstleister, der sich auf Kundenretoure spezialisiert. Das Unternehmen ist sehr erfolgreich, Kunden und Mitarbeiter sind äußerst zufrieden.

Frage: Ein Großteil der früheren Mitarbeiter von TS 24 hat also einen neuen Arbeitsplatz – entweder bei Elbe Partners oder einem Wettbewerber?

Ramin Ghalibaf: Darüber freue ich mich ganz besonders. Als Mittelständler muss man jeden Tag Entscheidungen treffen. Nicht jede ist richtig. Doch wenn im Nachherein noch eine gute Lösung für alle Beteiligten gefunden wird, ist das sehr, sehr schön.

 

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Das Interview führte Andreas Nölting

www.andreasnoelting.de